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Acht Fragen, die häufig über Wein gestellt werden

Es gibt vielleicht nicht die Frage über Wein, aber die Einleitung aller Fragen:

1. Wissen Sie, ich habe keine Ahnung von Wein

Das ist natürlich keine Frage, zeugt jedoch davon, dass viele meinen, sie müssten etwas wissen, bevor man eine Frage stellt. Mein liebster Hinweis zu der Frage, wie man seinen oder ihren Wein findet stammt von Wolfram Siebeck, der lange über feines Essen und den Wein dazu geschrieben hat und vielen Menschen mit seinen Tipps kulinarische Welten erschlossen hat:

Rein ins Glas und runter damit!

Damit meinte er natürlich keine Zecherei, sondern einfach Probieren. Und, was die meisten vergessen: merken! Merken ob ein Riesling wirklich sauer war, ein Merlot weich oder ein italienischer Wein besser geschmeckt hat als ein spanischer Wein.

Und ansonsten steht dem Geschmack alle Welt offen und von dem hat nur eine Person Ahnung: die mit dem Glas in der Hand.

2. Wieviel muss ich denn ausgeben?

Zum einen hat jeder einen persönlichen Finanzrahmen und Vorstellungen, was ein Wein kosten soll. Und auch einen persönlichen Geschmack und da bedeutet ein Wein für mehr Geld nicht unbedingt auch mehr Freude mit dem Wein.

Manche mögen Weine mit wenig Alkohol. Ein teurer Wein aus einem Weingut hat oft mehr Alkohol als die «einfachen» und enttäuscht manch spendablen Käufer.

Generell werden teure Weine aromatischer sein, als die günstigen eines Weingutes (und kreuz und quer zu vergleichen macht wenig Sinn). Sie haben auch mehr Tiefe und Komplexität.

Ein Wein zu einem Essen muss vielleicht nicht zu überbordend sein, während ein zu leichter - günstiger - Wein nach einem Essen ein wenig dünn wirkt.

Schenkt man jemandem ohne besondere Vorlieben für Wein eine sehr teure Flasche, ist das meist rausgeworfenes Geld. Der Beschenkte kann man auch selbst sein.

Hat man aber seine Vorlieben gefunden, kennt eine Region, einen Winzer und die Aromen, die einen erwarten, so wird mit jedem Euro über dem bisherigen Preisrahmen auch die Freude mehr. Ob das auch für jeden 50Euro Schein pro Flasche gilt, würde ich bezweifeln.

3. Wie viel Wein brauche ich für 10 Personen?

Das hängt von der Gelegenheit ab. Zu einem Stehempfang wird man ein gutes Glas pro Person rechnen, wenn zwei oder vier trinkfreudige Freunde kommen, die nicht fahren müssen, sollte pro Nase eine Flasche im Haus sein. Nicht, dass jeder eine süffeln soll - und es werden höchst wahrscheinlich Flaschen übrig bleiben, aber bei vielleicht zwei Sorten und wenn es doch später wird, sollte der Wein nicht ausgehen.

Bei mehr Personen wird meist deutlich weniger getrunken: es gibt verschiedene Getränke, viele fahren mit dem Auto. Oft ist bei solchen Feiern ein Wein der Renner, sprich früh aus.

4. Wie lange kann ich den lagern?

Es gibt Leute, die trinken am liebsten Trauben von den Reben und finden Wein schon im Tank beim Winzer zu alt. Wer nicht so extrem ist, schätzt das Fruchtige am Wein, nicht seine reifen Noten. Dann sollte ein Rotwein am besten in einem oder zwei Jahren getrunken sein. Ein Weißwein sollte nicht älter als ein Jahr werden.

Dann gibt es Freunde der gereiften Weine. Hier ist das Ende der Lagerzeit zwar nicht offen, ein gut gemachter Rotwein aus dem Languedoc macht auch nach 12 Jahren zum einen Freude zum anderen hätte man ihm auch noch weitere Jahre gegönnt.

5. Soll ich den Wein vor dem Trinken geöffnet stehen lassen, dekantieren?

Aus zwei Gründen kann man Wein in eine Karaffe geben: er hat einen Bodensatz, dann dekantiert man. Das waren vor Jahrzehnten die Karaffen mit dem silbernen Schnabel. Das macht heute kein Mensch mehr - mit Kerze über der Flasche und so..

Der Begriff Dekantieren wird meist falsch für das Belüften verwendet (Dekantieren ist nur das Abtrennen von Feststoffen aus einer Flüssigkeit, auch Wein).
Das kann Sinn machen, wenn ein Wein zu jung getrunken wird und noch viele Gerbstoffe hat (Tannin). Das ist oft bei Weinen der Fall, die lange auf der Maische gelegen haben. Aus dem Grund steht bei vielen meiner Weinbeschreibungen, wie lange der Wein auf der Maische lag.Einige Tage ist ein frischer Wein, den man sofort trinken kann.
Lag der Wein einige Wochen auf der Maische dürfte er sehr extraktreich sein, eventuell verschlossen und ein oder zwei Stunden in einer breiten Karaffe werden viele Aromen frei setzen, die direkt aus Flasche nicht da waren. Oder eben verschlossen hinter der Gerbsäure.

Nur weil ein Wein teuer war, muss er nicht in eine Karaffe. Einem gereiften Wein wird man dort eher die Finesse nehmen.

Den Wein öffnen und stehen lassen bringt nichts, weil keine Sauerstoff an den Wein kommt. Dass das zweite Glas besser schmeckt muss nicht an der Luft liegen, die an den Wein gekommen ist -:)

6. Schraubverschluss bei Ihren Weinen?

Die meisten Weine sind heute für den sofortigen Genuss bestimmt. Sie sollen nicht lange im Keller reifen und sie machen es meist auch nicht. Für diese Weine ist der Schraubverschluss der mit Abstand sinnvollste.

Er ist dicht, verfälscht keine Aromen und ein Schraubverschluss hat keinen Korkfehler

7. Haben Sie Wein ohne Schwefel?

Die Frage taucht immer noch mit der Vermutung auf, dass in «bio» Wein kein Schwefel ist oder Schwefel im Wein für Kopfschmerzen verursacht.
Die Kennzeichnung des Schwefels auf dem Wein ist eine Angabe für Allergiker, kein Hinweis auf eine Gefährdung der Gesundheit von Personen ohen eine solche Allergie. Es gibt rund 1% Menschen, die auf Schwefel echte allergische Reaktionen zeigen. Er ist in sehr vielen Produkten enthalten. Von Trockenfrüchten über Kartoffelteige, Meerrettich, Tafeltrauben und Krebsen.
Ohne Schwefel verfärben sich Lebensmittel braun, verlieren ihren Geschmack un dso geht es auch dem Wein. Darum: nein, ich habe keinen Wein ohne Schwefel.

8. Sind alle bei Ihnen bio?

Nein. Ich habe eine Weile sehr streng auf diesen Ansatz geachtet. Ob nun mit oder ohne Zertifikat. Die Winzer sollten das Natürliche zur Maxime erhoben haben, den natürlichen Geschmack. Es gab Beschwerden über Beschwerden. Die Weine haben Fehler, der Wein ist zu schwer, er gefällt meiner Frau nicht, Oma kriegt Kopfschmerzen...
Das hat alles nichts mit dem Begriff bio zu tun, ebenso wenig wie bio gut ist oder schlecht.
Der Fokus im weinraum liegt wieder auf der Trinkfreude der Weine. Da ist biologische Arbeitsweise im Weinberg und Weinkeller Voraussetzung. Ob die nun zertifiziert ist oder nicht: die meisten Weine im weinraum sind spontan vergoren. Das heißt, mit den Hefen aus dem Weinberg. Die sind nur bei sehr sorgfältiger und natürlicher Arbeit im Weinberg zur Weinbereitung zu gebrauchen.
Bei der Weinbereitung soll dann nicht die Natur freien Lauf haben, sondern der Wein soll am Ende den Käufern gefallen. Das bedeutet keinen Widerspruch mit dem bio - Ansatz.
Aber es ist nicht der Fokus und daher sind einige Weine im Weinraum mit dem Label bio ausgezeichnet, die meisten aber nicht.