In älteren Weinen findet man manchmal den Bodensatz, auch als Depot bezeichnet. Dieser besteht hauptsächlich aus Weinsteinkristallen, die bei Weißweinen farblos und bei Rotweinen dunkelrot bis schwarz sind. Zudem enthält er phenolische Polymere und unlösliche Substanzen. Viele Weinfreunde halten den Bodensatz für einen Qualitätsmangel, weil er oft stört, wenn man das letzte Glas ausschenkt. Es ist jedoch kein Mangel - ganz im Gegenteil.
Der Bodensatz ist ein Indikator für hohe Qualität eines Weins, enthält er doch noch Inhaltsstoffe, die ausfallen können. Die meisten Winzer setzen auf Techniken wie Klärung, Stabilisierung und Filtration, um die Bildung von Bodensatz zu vermeiden und trennen damit auch sehr viele Bestandteile des Geschmacks des Weines ab.
Sein Vorhandensein deutet darauf hin, dass der Wein seine Trinkreife erreicht. Nur erstklassige Weine können über ein Jahrzehnt lagern und dabei einen Bodensatz entwickeln. Daher sollte man einen alten Rotwein mit Bodensatz vorsichtig behandeln und den Wein dekantieren. Durch das Dekantieren des Weins bleibt der Bodensatz in der Flasche und beeinträchtigt nicht den Geschmack.
Obwohl der Bodensatz oft bitter ist und den Genuss beeinträchtigen kann, gibt es Ausnahmen. Aalte Burgunderweine haben einen süßlichen Bodensatz, der seinem Aroma zuträglich ist.
Beim Wein dekantieren wird der Bodensatz in der Flasche zurückgehalten, um den Bodensatz abzutrennen. Der Wein soll dabei wenig Luft bekommen und der Dekanter ist schmaler als eine bauchige Karaffe. Der Wein bekommt jedoch Luft auch beim Dekantieren, obwohl nur der Bodensatz aus dem Wein soll.
Nicht verwunderlich, dass viele Weintrinker dekantieren und karaffieren als ein und dasselbe sehen - es ist jedoch ein großer Unterschied, ob aus einem gereiften Wein nur der Bodensatz abgetrennt werden soll - also dekantiert werden. Oder ein jüngerer Wein belüftet werden soll, also karaffiert werden. Daher sehen die Glasflaschen, die dazu verwendet werden, auch verschieden aus.
Den Bodensatz entfernt man in einem schmalen Dekanter, der Wein wird belüftet in einer bauchigen Flasche - sonst dauert es so lange.
Und, ja: die Umgangssprache ist nicht so genau. Dort wird auch ein schmaler Dekanter als Karaffe bezeichnet.
Einfacher ist es, den Bodensatz als etwas Positives zu sehen, den Wein zu genießen und beim letzten Glas ein wenig Bedacht walten zu lassen. Das sollte man beim Wein ohnehin. Steigert die Freude und man nimmt nicht zu viel davon. Und immer viel Wasser trinken, sonst gibt es Kopfweh.