Meinen ersten Kontakt mit Gewürztraminer hatte ich in Grenoble, wo ich einige Jahre gelebt habe. Genauer gesagt oberhalb von Grenoble in St. Martin d'Uriage am Place de la Mairie 1, einer noblen Adresse für ein eher - sagen wir mal rustikales Haus. Der Blick aus dem Dachgeschoss war und ist phänomenal - ins Vercors und auf die Belledonne, über dem Dunst im Tal. Die Kirchenglocken kann man fast, ein wenig fehlt, mit der Hand anhalten, wenn sie um sechs die Geneigten ans Gebet erinnern.
Zu den Vergnügen in Grenoble gehörte eines der besten - und damit nicht teuersten - Lokale, das etwa allen Klischees Englischer Autoren entsprach, die Bücher über Frankreichs Landleben schreiben und nach Millionen verkaufter Bücher Filme in zig Varianten drehen. Einer schöner als der andere. Mistkerle!
Vor dem Gang zu vielen Gängen war ein Aperitif in der Bar gleich nebenan üblich, sollte es kein «coupe de Champagne» der Hintern wackelnden Filmkellnerin sein.
«Du Gewürz?» sagte der Barmann mehr als fragend und es stand ein Glas vor mir, von dem ich süßen, in jedem Falle umwerfenden Inhalt erwartete. Ersteres stimmte nicht, letztes um so mehr.