Wo Viognier entstanden ist, wird wohl immer im Dunklen bleiben. Sie wurde jedoch gut 2.000 Jahre an der Rhône um den kleinen Ort Condrieu – und nur dort - angebaut und wäre fast auch wieder im Dunklen der Geschichte verschwunden. Viognier braucht viel Pflege im Weinberg, bringt ein gutes Resultat nur in einem sehr engen Zeitfenster der Reife hervor, das jedoch unzuverlässig und bei schwankendem Ertrag.

Die Weinbauern an der Rhône hatten die Nase voll vom Viognier und gingen in den 1950, 60ger Jahren in die boomenden Fabriken zur Arbeit. 1940 gab es in Condrieu 170 Hektar Viognier, 1965 waren davon noch 8 Hektar übrig, ab da wurden wieder einige Viognier Reben in Condrieu gepflanzt. Und wieder nur dort, nirgends sonst.

Eine Modetraube war in den 1970, 80 Jahren der Chardonnay. Wie das so geht mit Moden: irgendwann sind ihre Vertreter aus der Mode und den Freunden des Chardonnay wurde ihre Sorte langweilig. Weiche Textur, Frische, Frucht, aber Körper nur wenn er aus dem Holzfass kam und dann schmeckte er zu sehr nach Vanille. Gegen Ende der 80ger Jahre nuschelte jemand, dem die Weingilde gerne folgt etwas vom Viognier aus Condrieu.

Weich und dicht die Textur des Weines, wie ein Stich Butter, der über dem Essen zerfließt. Fruchtig mit weichen Noten reifer Aprikosen, dabei mit wenig Säure und ohne das störende Holzaroma von einer unerreichten Fülle. Scharen von Lemmingen wollten ihn haben, den Viognier aus Condrieu und die Händler senkten ihre Stimmen, wenn sie den Preis einer Flasche hauchten.

Viognier bleibt eine schwierige Sorte: nachlässige Winzer bringen im Nebenerwerb vielleicht trinkbare Weine hervor, am Viognier scheitern die jedoch meist: zu genau müssen Winzer mit dieser Sorte umgehen, den Ertrag sehr stark reduzieren und den Lesezeitpunkt mit viel Gespür abpassen. Dann aber gelingen wahre Kunstwerke, die einen so manchen Rotwein vergessen lassen.