Carignan ist ein wilder Geselle unter den Rebsorten. Er hat ein wundervolles Aroma, doch das ist nicht leicht aus den Beeren heraus zu kitzeln, weil neben dem herrlichen Aroma auch kräftige Tannine in den Wein gelangen und den Wein raubeinig erscheinen lassen können.
Früher waren solche Feinheiten nicht wichtig und Carignan hat eine weitere Eigenschaft, die die Augen der Weinbauern leuchten lies, heutige Weinkünstler im Weinberg jedoch wenig schätzen: er trägt Unmengen, wenn man ihn lässt oder notfalls bewässert.
Heute werden Carignan Reben in kargen, trockenen Gegenden im Süden Fitou, Corbières, Roussillon geschätzt, wo sie wie im Bild nur geringe Erträge ergeben oder der Ertrag wird von den Winzern stark reduziert.
Das ergibt oft ein stimmiges Gesamtbild des Weines aus Carignan, aber nicht immer. Der Winzer muss sich schon im Weinberg für eine zu seinem Terroir passende Variante entscheiden, was eine glückliche Hand erfordert.
Es ist also nicht ganz einfach aus der Sorte besondere Weine zu erzeugen, doch viele Winzer haben sehr ausdrucksvolle, charakterstarke Weine. Es gehört ein gewisser Mut dazu, Weine aus Carignan zu erzeugen und Vertrauen in sein Können und seine Kunden. Carignan Weine sind charaktervoll, nicht jeder mag solche Weine.
Weine nur aus der Sorte Carignan können hervorragende Aushängeschilde eines Winzers sein, sind jedoch in den Vorschriften der Regionen nicht zugelassen, weil in südlichen Regionen Cuvées vorgeschrieben sind. Sie müssen daher als einfache Landweine deklariert werden. Die Sorte ist jedoch in vielen Weinen in Anteilen enthalten, um den Wein ein kräftiges, dunkles Aroma zu geben.