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Ist ein AOC / AOP Wein besser?

Der Stil einer Region ergibt sich aus den Reben, die sinnvollerweise angebaut werden. Die Vorschriften und Vorgaben für französischen Wein versuchen dem gerecht zu werden und Kunden die Orientierung zu erleichtern. Individuelle Weine beschreiben sie hingegen kaum.



Wein in Vorschriften zu fangen ist wie der Versuch, den Wind zu fangen
Wein in Vorschriften zu fangen ist wie der Versuch, den Wind zu fangen

Der Sinn dieser Vorschriften

«Stellen in der Verwaltung werden geschaffen» - so die feste Meinung der Winzer, wenn man sie fragt. Durch solche Vorgaben soll der Typ und der Stil der Weine einer Region festgezurrt werden. Der Stil einer Region ergibt sich aus den Reben, die sinnvollerweise angebaut werden.

Für solche Weine ist die höchste Stufe der Weinleiter geschaffen: die AOP, die Appellation d’Origine Protégée, die früher AOC hieß. Appellation d’Origine Contrôlée. «geschützt» statt «kontrolliert»! Seien Sie bitte beeindruckt und informiert!.

Wer einen Wein aus «La Clape » kauft, soll eine Marke kaufen, die irgendwie erkennbar sein soll. Wenn ein Scherzkeks auf La Clape Riesling anbauen will, kann er das tun, aber er darf nicht La Clape auf die Flasche schreiben, sondern «Landwein».

So die Theorie. Es blendet jedoch einen wesentlichen Aspekt des modernen Weinbaus aus: die individuelle Handschrift der Winzer. Auch streng nach Vorschriften erzeugte Weine können nach modernen Maßstäben völlig verschieden schmecken. Die Vorstellung hinter den Vorschriften stammen aus einer Zeit, als Weinbauern Trauben erzeugten, gekeltert, in einen Bottich geworfen, Hefe drauf und fertig war der Wein.

Den unglaublich feinen Stellschrauben, mit denen heute Winzer ihre Weine perfektionieren, werden Vorschriften, die aus den warmen Büros kommen, nicht gerecht. Sie sind heutzutage schlicht Unfug. Das deutsche Pendant sind die gesetzlichen Oechsle (Zucker) Angaben, die die Qualität der Weine festlegt. Man könnte auch die Farbe der Schnürsenkel bei der Lese vorschreiben.

 

Das Missverständnis

Die Vorschriften zum französischen Wein sind nun so kompliziert, dass nur wenige Verbraucher sie verstehen, auch keine französischen. Zudem wurden die seit Jahrzehnten eingeführten und sympathisch klingenden Begriffe wie «Vin de Pays» = Landwein abgeschafft und durch unschön klingende Abkürzungen ersetzt. Aus dem Vin de Pays wurde ein IGP.

Den Käufern hat man kaum einen Gefallen getan, Winzer hingegen sind oft über die Regularien erzürnt. Nicht, weil sie sich nichts vorschreiben lassen wollten (doch, natürlich, besonders in Frankreich). Sondern weil die Vorschriften sich nicht an den Feinheiten orientieren, die den Alltag moderner Winzer bestimmen, sondern an industriell erzeugten Weinen - und hier durchaus Sinn machen.

Der Wunsch nach Orientierung

Wer sich ein wenig mit den Weinregionen vertraut gemacht hat, sucht durchaus gezielt nach einem Wein aus einer bestimmten Appellation. Steht die auf der Flasche, ist es natürlich einfacher als wenn man erst nachschauen muss, wo der Wein erzeugt wurde und der «eigentlich» aus dem Minervois stammt, obwohl nur Languedoc irgendwo auf der Flasche steht. Da viele der guten Weine nicht den Statuten entsprechen, ist genau dies nicht der Fall.

Für die meisten Kunden sind die nationalen Bezeichnungen ohnehin zu kompliziert: Sterne, Punkte und Gläser sind die modernen Wertungen, die ganz moderne Währung sind hippe Menschen auf Instagram etc. - was nun noch unsinniger ist.

Eine eigene Meinung hilft

Es gibt viele Dinge, die richtig oder falsch sind, aber es gibt keinen «richtig» guten Wein. Es gibt nur einen, der einem selbst gut schmeckt. Und das sind fast immer einige bestimmte. Rebsorten, Regionen oder Winzer, die einem zusagen und die den eigenen Geschmack treffen. Ob es nun Weinbesprechungen, Auszeichnungen oder französische Weinvorschriften sind - sie orientieren sich alle nicht an dem eignen Geschmack.

Und den treffen fast immer Winzer besonders gut oder weniger gut; weit mehr als Weine aus dem Roussillon, dem Burgund oder von der Rhône . Diese regionalen Bezeichnungen deuten grob in eine Richtung, der ein Wein vermutlich folgen wird - dazu sind die Vorgaben zum Wein da. Aber die Handschrift, die Details, die den Wein ausmachen, gestalten die Winzer.