Das Missverständnis
Die Vorschriften zum französischen Wein sind nun so kompliziert, dass nur wenige Verbraucher sie verstehen, auch keine französischen. Zudem wurden die seit Jahrzehnten eingeführten und sympathisch klingenden Begriffe wie «Vin de Pays» = Landwein abgeschafft und durch unschön klingende Abkürzungen ersetzt. Aus dem Vin de Pays wurde ein IGP.
Den Käufern hat man kaum einen Gefallen getan, Winzer hingegen sind oft über die Regularien erzürnt. Nicht, weil sie sich nichts vorschreiben lassen wollten (doch, natürlich, besonders in Frankreich). Sondern weil die Vorschriften sich nicht an den Feinheiten orientieren, die den Alltag moderner Winzer bestimmen, sondern an industriell erzeugten Weinen - und hier durchaus Sinn
machen.
Der Wunsch nach Orientierung
Wer sich ein wenig mit den Weinregionen vertraut gemacht hat, sucht durchaus gezielt nach einem Wein aus einer bestimmten Appellation. Steht die auf der Flasche, ist es natürlich einfacher als wenn man erst nachschauen muss, wo der Wein erzeugt wurde und der «eigentlich» aus dem Minervois
stammt, obwohl nur Languedoc
irgendwo auf der Flasche steht. Da viele der guten Weine nicht den Statuten entsprechen, ist genau dies nicht der Fall.
Für die meisten Kunden sind die nationalen Bezeichnungen ohnehin zu kompliziert: Sterne, Punkte und Gläser sind die modernen Wertungen, die ganz moderne Währung sind hippe Menschen auf Instagram etc. - was nun noch unsinniger ist.
Eine eigene Meinung hilft
Es gibt viele Dinge, die richtig oder falsch sind, aber es gibt keinen «richtig» guten Wein. Es gibt nur einen, der einem selbst gut schmeckt. Und das sind fast immer einige bestimmte. Rebsorten, Regionen oder Winzer, die einem zusagen und die den eigenen Geschmack treffen. Ob es nun Weinbesprechungen, Auszeichnungen oder französische Weinvorschriften sind - sie orientieren sich alle nicht an dem eignen Geschmack.
Und den treffen fast immer Winzer besonders gut oder weniger gut; weit mehr als Weine aus dem Roussillon, dem Burgund
oder von der Rhône
. Diese regionalen Bezeichnungen deuten grob in eine Richtung, der ein Wein vermutlich folgen wird - dazu sind die Vorgaben zum Wein da. Aber die Handschrift, die Details, die den Wein ausmachen, gestalten die Winzer.