Eine Nacht mit einem Winzer im abgelegenen Weinberg im Fitou. Und viel gelernt.
Fast Nacht im Fitou. Hunde bellen in den Wäldern, vereinzelt leuchten einsame Hütten. Winzer und Förster jagen Wildschweine. Der Winzer erklärt mir seinen Wein, der von den vereinsamten Reben stammt. Die Nacht bricht herein, Sterne ziehen auf, Wildschweine durchs Revier und zwei Gläser ihre Bahn um die Sterne.
Ein Wein, verstehe ich, erzählt eine Geschichte. Ist der Wein gut, ist diese Geschichte lang, sehr lang bis sie von der Zungenspitze bis zum Ende des Hin und Her der am Gaumen wechselnden Eindrücke angekommen ist. Er lässt die Genießenden nicht dort zurück, wo sie das Glas aufnahmen.
Je länger diese Reise im Kopf ist, umso mehr hat der Wein dem Aufnehmenden zu geben. Die Hunde bellen wieder, es ist dunkler geworden und die Worte formen das Bild vom Wein. Warum von hier, warum die Nordlage, warum der Boden an der Kuppe karger als im Tal und dies alles zu einem der feinsten überhaupt machbaren Weine führt.
Die Weinberge liegen nicht etwa wegen ungeklärter Erbschaftsfragen so abgelegen: sie liegen an oft genialen Lagen, die den Sorten
Syrah
, besonders auch den Wärme liebenden Traubensorten
Carignan
und
Grenache
ideale Plätze bieten: der Sonne zu- oder abgewandt, mit optimaler Wasserspeicherung ohne Staunässe im Boden zu bilden.
Die abgeschiedenen Lagen sind keine Monokulturen. Es sind viele Nützlinge anderer Pflanzen der Umgebung in den Weinbergen.
Die Reben sind von Hause aus gesund in der meist trockenen und sengend heißen Gegend des Fitou. Wenn doch einmal ein regnerischer Sommer die Urlauber verschreckt: Die Reben werden durch den Wind trocken geblasen.
Schädlinge und Krankheiten gedeihen fast ausschließlich auf nassen Pflanzen.
Die Weine aus dem Fitou haben sich bei den kleinen Lagen nur einen beschränkten Ruf erworben: wer soll schon die winzigen Lagen kennen oder die Weingüter, bei denen kein Urlauber anklopft. Abgelegen am Ende einer Schotterpiste.