Der «Südwesten» ist unter Weinfreunden in Deutschland ein Begriff für individuellen Wein aus Frankreich
. Einige der ältesten Weinregionen Frankreichs wurden in dieser Appellation zusammen gefaßt. Jedoch im 17. Jahrhundert wenig wohlmeinend gemeint: der Begriff wurde von den Handelshäusern in Bordeaux für alles verwendet, was über die Garonne aus dem Süden und über die Dordogne aus dem Westen nach Bordeaux verschifft wurde.
Der Weinbau im Südwesten war schon weit früher entwickelt, als in Bordeaux. Als die Holländer das Médoc trocken gelegt hatten und begannen, dort - sehr erfolgreich - Wein anzubauen, waren diese Schiffsladungen aus dem Südwesten den neuen Herren in Bordeaux äußerst unwillkommen. Denn die hatten schon gute Verbindungen in die Adelsfamilien von Holland und später England.
Die Handelshäuser von Bordeaux verstanden es, den Handel aus diesem «Südwesten» zu unterbinden: in Bordeaux wurde so lange Wein aus Bordeaux verladen, bis der komplette Jahrgang verkauft war. Erst dann kamen Weine aus den flußaufwärts gelegenen Gebieten des Südwesten in die Bäuche der Schiffe - wenn überhaupt.
Die Regionen, die früher geduldig warten mussten - abschätzig als «Oberland» bezeichnet von den bordelaiser Winzern - sind heute unter dem Begriff Südwesten zusammen gefaßt. Duras
, Cahors
, Quercy
bis ins weite Gaillac liegen an Flüssen, die in die Garonne münden und nur so den Hafen von Bordeaux erreichen konnten.
Die wirklich im Südwesten liegenden Weine um Pau wie Madiran oder Béarn waren zwar nicht von Bordeaux abhängig, der Weg zum weit unbedeutenderen Hafen von Bayonne führte zunächst über halsbrecherische Fahrten auf nicht ausgebauten Flüssen. Selbst wenn diese Fahrt ohne Verluste gelang, warteten in Bayonne kaum Schiffe. Und vor allem: kaum Kaufleute, die den Wein genommen hätten, denn die Weine aus Bordeaux waren bei den Kunden weit bekannter.