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Trockenheit und Wein im Süden von Frankreich

«Es ist der Regen im Winter, der fehlt.» Im Sommer macht viel Regen nur Ärger. Jahrtausende hat es im Languedoc und Roussillon im Winter geregnet, die Sommer waren trocken. Die Folgen für den Weinbau im Magazin.



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Trockener Weinberg im Fitou im Languedoc

Im Süden Europas herrscht seit einigen Jahren große Trockenheit. Es regnet jetzt - im Jahr 2024 - das vierte Jahr in Folge nicht. Die Folgen für die Landwirtschaft und damit den Weinbau sind gravierend, aber auch das Frischwasser für Mensch und Tier ist ausgesprochen knapp.

 
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Christophe Bousquet von dem Château Pech Redon , La Clape

«Es ist der Regen im Winter, der fehlt.» Dieser Satz war durchgängig zu hören bei unserer knapp zweiwöchigen Reise durch das Languedoc . Es war das dritte Jahr in Folge mit extremer Trockenheit in südlichen Regionen von Frankreich , Italien und Spanien sind ebenso betroffen.

Selbst Reben, die eigentlich sehr gut mit solchem Wassermangel zurechtkommen, weil sie sehr tief wurzeln (können), standen zum Teil verdörrt in einzelnen Weinbergen.

 

Die gravierende Trockenheit kann lokal unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Manche Weinberge und die sie umgebenden Pflanzen wie Bäume und Büsche waren vollkommen vertrocknet. Andere Stellen speicherten offensichtlich besser das Regenwasser und die Vegetation war lebendiger.

Damit waren natürlich auch die Winzer recht verschieden in ihren Ansichten. Zum einen wurde über technische Möglichkeiten dikutiert - Regenwasser auffangen, Nutzwassernetze, die aufbereitetes Wasser nutzen statt dem wertvollen Grundwasser.

Bodenbearbeitung gegen die Trockenheit

Der wesentliche Beitrag, den Winzer erbringen können / könnten ist die Bearbeitung der Weinberge und deren Böden. Also etwa die Pflanzung der Rebzeilen längs zur Laufbahn der Sonne, sodass sich Rebzeigen gegenseitig Schatten geben.

 
Schatten im Weinberg
Schatten im Weinberg

Sehr kontrovers sahen verschiedene Winzer die Bearbeitung des Bodens beziehungsweise die Anwesenheit von geduldetem oder sogar gesäten Pflanzen zwischen den Reben.

Pflanzen zwischen den Reben gegen die Trockenheit

Dieser Bewuchs zwischen den Reben wird vielfach gefördert, weil er das biologische Gleichgewicht im Weinberg erst ermöglicht oder erweitert. Die gezielte Bepflanzung mit bestimmten Pflanzen kann den Boden auflockern, fehlende Nährstoffe in den Boden bringen und insbesondere Nützlingen einen Lebensraum geben.

 
Einwand gegen tiefgründigen Bewuchs im Weinberg Roland Coustal von der Domaine [[win || terres_georges || Terres Georges]] im [[reg || Minervois]]
Einwand gegen tiefgründigen Bewuchs im Weinberg Roland Coustal von der Domaine Terres Georges im Minervois

Eine klare Meinung dazu hatten einige Winzer: Anne Marie und Roland Coustal von der Domaine Terres Georges etwa hatte diese Begrünung in ihren Weinbergen eingeführt. Das Ergebnis war einige Jahre wie gewünscht. Die Reben erschienen gesünder und der Boden trocknete sichtbar weniger aus als zu Zeiten der gepflügten Rebzeilen.

Rebenwurzeln tief - wenn sie müssen

Nach einigen Jahren jedoch sanken die Erträge signifikant und insbesondere die Widerstandskraft der Reben gegen Trockenheit nahm deutlich ab. Nachdem sie die Rebzeilen wieder tief gepflügt haben (Teufelswerk bei einigen Winzerschulen), verbesserte sich beides sofort wieder. Die Erklärung ist, das Reben faul sind, wie wir alle. Wenn das Wasser nahe an der Oberfläche verfügbar ist, warum dann die Wurzeln tief in undurchdringliches Gestein treiben?

 
Frédéric Desplats von der [[win || Florence-Alquier || Domaine Florence-Alquier]] im [[reg || Faugères]]
Frédéric Desplats von der Domaine Florence-Alquier im Faugères

Die Physik des Wassers und der Nährstoffe im Boden ist kompliziert, noch einmal weit komplizierter ist die Aufnahme und Verarbeitung dieser Stoffe in Pflanzen, in diesem Falle der Reben zur Erzeugung von Wein. Über die Frage, ob Pflanzen im Weinberg förderlich sind oder nicht, Bodenbearbeitung gut ist oder den Boden verdichtet gibt es sehr tiefe Gräben unter Winzern. Die Meinungen werden meist sehr bestimmt vorgetragen. Meist ein Zeichen, dass man etwas vermutet, aber nicht weiß.

Zudem gibt es das schöne Bonmot, das Korrelation noch keine Kausalität bedeutet. Eine Maßnahme kann also in einem Weinberg die richtige sein und auch die Erklärung dafür mag stimmen. Ob das gleiche Vorgehen hingegen bei einem geologisch anderen Boden zum gleichen Ergebnis führt, sei dahingestellt.

 
Mireille Mann von [[win || Mas des Caprices]] im [[reg || Corbières]]
Mireille Mann von Mas des Caprices im Corbières

Eine besondere Region in Frankreich  ist das Faugères , dessen etwas höher als das restliche Languedoc gelegener Boden fast ausschliesslich aus Schiefer besteht.

Auf weitgehend identischem Grund sind auf einigen Weinbergen die Reben in der Lage, in den fein gespalteten Schiefer sehr tiefe Wurzeln zu graben und tief aus dem Grund ausreichend Wasser zu finden. Diese Böden lagen etwa auf der Höhe des Ortes Faugères, eingerahmt von grünen Hecken und Büschen.

Gänzlich anders die Situation auf einem Weinberg auf einer südlich gelegenen Anhöhe in südlicher Ausrichtung - eigentlich eine perfekte Lage, um kraftvolle und feingliedrige Weine zu gewinnen. Durch das tiefer gelegene Grundwasser und stärkere Sonneneinstrahlung war der Bewuchs nur niedriges Buschwerk, zuden sehr von der Trockenheit gezeichnet.

Die sehr eng gepflanzten Reben sind unter normalen Bedingungen ein Zeichen von Qualität - die Reben konzentrieren die Wasser und Nährstoffe in die Bildung von Trauben. Die enge Bepflanzung ermöglicht keinen Einsatz eines Traktors, um die Wurzeln der Oberfläche zu kappen und die Reben so zu tieferem Wurzeln zu zwingen und an ein Bewuchs, der an bei Pech Redon  zu so guten Ergebnissen geführt hat, war hier wegen des kargen Bodens und der Trockenheit nicht zu denken. Zumindest nicht wirtschaftlich.

 
Trockener Weinberg und Kalkbrocken - ein idealer Weinberg leidet unter der Trockenheit
Trockener Weinberg und Kalkbrocken - ein idealer Weinberg leidet unter der Trockenheit

Folgen der Trockenheit für den Weinbau im Languedoc

Wasser auf die Mühlen der Leugner des Klimawandels sind die konträren Ereignisse, die dem Klimawandel zugeschrieben werden. Ist es derzeit die Trockenheit - auch im Winter 23/24 hat es viel zu wenig geregnet - kann es in den Folgejahren durchaus zu anhaltender Nässe und Überschwemmungen kommen. Das gab es wohl seit Menschengedenken, neu hingegen sind die extremer werdenden Ausschläge dieser Ereignisse. So waren 2023 weite Teile der nördlicher gelegenen Weingebiete in Frankreich wegen anhaltend feuchten Wetters vom Mehltau betroffen, der erhebliche Schäden verursachte.

Im Burgund waren es abwechselnd Hagel und Frost, der mehrere Jahre hintereinander die Lese mancher Winzer erheblich reduzierte.

Die familiären Strukturen des Weinbaus in Frankreich sind nicht gegen solche häufigen Nackenschläge ausgelegt. Die Familien haben bei harter Arbeit und gutem Wirtschaften einigermaßen ihr Auskommen.

Jahrelange Ernteausfälle oder wiederkehrende große Schäden werden viele Winzer und vermutlich auch Regionen nicht überleben. Das liegt - liebe Leugner - nicht alleine am Klimawandel. Auch ohne den ist der Markt für Wein mehr als gesättigt. Die zunehmende Kampagne gegen Alkohol und durch Geldentwertung verursachte Preissteigerungen haben nichts mit dem Klima zu tun.