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Winzer ›› Frankreich ›› Languedoc ›› Les Sabots d'Hélène

 

Der Macher

Alban Michel könnte vieles anders machen. Wozu? Fragt er und schaut interessiert.

Alban Michel in einem seiner Weinberge. Die Trauben sind gelesen, wir erfreuen uns an den Resten
Alban Michel in einem seiner Weinberge. Die Trauben sind gelesen, wir erfreuen uns an den Resten

Eigentlich sind die Geschichten von Winzern immer ähnlich: es ist unheimlich viel Arbeit, im Weinberg und im Weinkeller. Jeder hat seinen Weg gefunden, aus der Natur das Beste heraus zu holen. Dann ist doch jeder dieser Wege doch wieder unterschiedlich.

Fast alle Familienwinzer haben auf dem Land der Eltern angefangen, einige waren irgendwie beruflich erfolgreich und haben sich ein Weingut gekauft. Alban kam mit nichts. Garnichts. Das Land im Corbières bekommt man manchmal unsonst - man muss nur Wein darauf erzeugen. Einen solchen Fleck hat er sich ergattert, dem Besitzer des alten Weingutes versprochen, dass er die Miete mit dem ersten Jahrgang zahlt.

In dem alten Keller standen eine Presse (aus Holz, ein perfektes Stück fürs Museum), die alten Gärtanks, ein Tisch samt Stuhl und einige Schränke. Altes Werkzeug für die Arbeit im Weinberg hing an Haken an der Wand.

 
Alban Michel in einem seiner Weinberge. Die Trauben sind gelesen, wir erfreuen uns an den Resten.
Alban Michel in einem seiner Weinberge. Die Trauben sind gelesen, wir erfreuen uns an den Resten.

Winzer haben immer ein gemeinsames Thema: die viele Handarbeit, die Launen der Natur und wie sie alles in den Griff bekommen. Fast alle Familienbetriebe sitzen auf Land, das den Eltern gehört hat. Manche neuen Winzer waren erfolgreich und haben sich ein abgelegenes Weingut gekauft. Einer im Languedoc hat mit nichts angefangen: kein Geld, kein Land, kein Traktor.

Alban Michel stammt aus Perpignan in Südfrankreich. Die Ecke gehört noch zum Languedoc - der Weinbau florierte hier Jahrhunderte. Die Winzer haben sich nie um ihre Belange gekümmert, sondern die Trauben an Genossenschaften abgeliefert.

Vor rund 30 Jahren begannen Händler, noch billigere Weine aus Afrika, Übersee als neue Mode zu kreieren. Easy drinking oder künstlich mit Holzschnipseln aufgepeppt: die Genossenschaften waren zu teuer und - schlimmer - aus der Mode. Viele schlossen und mit ihnen die Winzer, ganze Landstriche verödeten.

Um das brach liegende Land wieder zu beleben, gibt es in einigen Gegenden im Languedoc die Möglichkeit, Land umsonst zu pachten. Bedingung: man muss Wein anbauen. So einen Streifen Land hat sich Alban gesichert und einen leer stehenden Weinkeller gepachtet. Die Pacht hat er dem Besitzer mit dem ersten Wein versprochen - Les Sabot d'Hélène war geboren. Aus dem Nichts.

 

Du Alban, klebst Du die Etiketten echt ALLE mit der Hand?

 
Die alte Presse von Les Sabots d'Hélène
Die alte Presse von Les Sabots d'Hélène

Im Keller waren eine Presse aus Holz - die hätte jedes Weinmuseum genommen, ein paar Gärbehälter, Tisch & Stuhl. Einiges Werkzeug zur Pflege der Reben hing an den Wänden.

Der Keller sieht heute noch genauso aus, einige Barriques sind dazu gekommen. Ansonsten klettert man auf einer klapprigen Leiter auf den gleichen Gärtank wie die Voränger vor 30 Jahren und hört den neuen Wein blubbern.

 

Jo.

 
Die Presse ist auch heute noch die einzige im Weingut.
Die Presse ist auch heute noch die einzige im Weingut.

Die alte Presse ist museal - sie läßt sich aber fein steuern. Alban überprüft ständig, wie sich der Saft der Beeren mit zunehmendem Pressdruck ändert und treibt daher auch nicht selbst den Hebel. Die Bitterstoffe werden stärker wenn der Mann am Hebel langsam einen roten Kopf bekommt. Zu wenig der und der Wein wird dünn, zu viele machen den Wein sperrig.

Das Glas mit Saft, dass Alban in der Hand hat, ist keine kleine Erfrischung zuwischendurch: es ist für ihn wie die zuckende Kurskurve an der Börse. Irgendwann entscheidet er: stop! Und damit hat er den Charakter des Weines weitgehend bestimmt, der 2 Jahre später hier zu kaufen ist. Alban braucht nicht am Hebel drehen - dem ist auch so warm bei der Entscheidung.

Mit seinen Freunden machen sie so Weine, die bis nach Japan verkauft werden. Was die nun an dieser Art Wein so schätzen: die Reinheit und das Ursprüngliche. Keine Chemie, keine Technik, reine Natur in der Flasche.

Bleibt die Frage, warum die Nachbarn jahrelang den Keller nie betreten haben, obwohl ihnen die Türe immer offen steht. Die Großväter waren zu faul, sich um ihr Geschick zu kümmern. Sie haben die Verantwortung an die Genossenschaften abgegeben und für wenig Geld als Bauern gearbeitet.

Sie haben dafür zweimal bezahlt: den schlechten Lohn als Bauer und als alles den Bach hinab ging, hatten sie nichts mehr. Alban lebt, was sie selbst nicht gemacht haben, aber hätten machen können: besser als billig sein und davon leben können.

Dass Menschen wie Alban und seine Freunde von Ihrer Arbeit leben können, vedanken sie Weinfreunden, die sich für ihre Art von Erdverbundenheit interessieren und dort kaufen.


 

Dafür gibt es doch Maschinen. Die kleben die Dinger auf und Du steckst die fertigen Flaschen bloß in Kisten.

 

Du meinst ich soll einen Haufen Geld für die Maschine ausgeben und der dann beim Arbeiten zusehen?