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Zeitverzögerter Kopfschmerz durch Wein

Den vielfältigen Ursachen von Kopfschmerzen durch Wein auf der Spur. Es gibt nicht eine Ursache und jeder Mensch reagiert verschieden und kein Mensch immer gleich.



Kopfschmerzen und Ausfälle sind Fragen der Menge: des Wassers und des Weines
Kopfschmerzen und Ausfälle sind Fragen der Menge: des Wassers und des Weines

Die Pathogenese, also die Entstehung oder Ursache verzögerter alkoholinduzierter Kopfschmerzen, schlicht als Kater bekannt, bleibt ein komplexes und nicht vollständig verstandenes Phänomen. Verschiedene wissenschaftliche Theorien versuchen, die zugrunde liegenden Mechanismen zu erklären, die nach dem Konsum alkoholischer Getränke zu Kopfschmerzen führen.

Histamin kommt hier nicht vor, weil der Wirkmechanismus ein anderer ist. Die Wirkung bei einer Histaminintoleranz tritt deutlich schneller nach der Freisetzung von Histamin ein. Das kann über die Nahrung erfolgen oder auch körpereigene Reaktionen als Auslöser haben.

 

Kein Anzeichen des Alkoholentzugs

Eine der Theorien postuliert, dass diese Kopfschmerzen ein initiales Anzeichen des Alkoholentzugssyndroms darstellen könnten. Jedoch weichen die hormonellen und kardiovaskulären Veränderungen, die mit verzögerten alkoholinduzierten Kopfschmerzen assoziiert sind, signifikant von den typischen Entzugserscheinungen ab. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass andere Faktoren eine Rolle spielen müssen.

 

Die konsumierte Weinmenge und der Kopfschmerz

Die Beziehung zwischen der konsumierten Alkoholmenge und dem Auftreten von Kopfschmerzen ist nicht linear. Höhere Alkoholdosen können zwar mit einer verstärkten Symptomatik korrelieren, jedoch ist die Dosisabhängigkeit nicht direkt. Acetaldehyd, ein Metabolit des Ethanolabbaus, wird oft mit der Entstehung dieser Kopfschmerzen in Verbindung gebracht. Die toxischen Eigenschaften von Acetaldehyd und seine Rolle bei der Induktion oxidativen Stresses könnten für einige der Symptome verantwortlich sein.

 

Fuselalkohole

Fuselalkohole, die bei der Fermentation entstehen, könnten ebenfalls zur Schwere und Häufigkeit verzögerter Kopfschmerzen beitragen. Diese Substanzen, die insbesondere in Getränken wie Cognac, Wein, Tequila und verschiedenen Likören gefunden werden, könnten eine stärkere Kopfschmerzreaktion auslösen im Vergleich zu destillierten klaren Spirituosen wie Rum, Wodka und Gin.


Insbesondere können Fehler bei der Gärung solche Fuselstoffe freisetzen. Und - leider - je handwerklicher die Winzer arbeiten, um so anfälliger sind die Gärprozesse für solche Fehler. Die spontane Gärung kann solche Stoffe eher freisetzen als die Gärung mit künstlicher Hefe . Die künstlichen Hefen sind sehr reaktiv, sie bringen weniger als die natürlichen Hefen Nebenprodukte hervor. Diese Nebenprodukte sind oft wundervolle Aromen im Wein, die den Wein von den durch künstliche Hefen erzeugten Weinen sehr deutlich hervorheben. Aber es können eben auch alkoholinduzierte Kopfschmerzen hervorgerufen werden.

 

Kopfschmerz wie eine Entzündung

Die Symptome, die mit verzögerten alkoholinduzierten Kopfschmerzen einhergehen, darunter Übelkeit, Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden, zeigen Parallelen zu einem dysregulierten Zytokinmetabolismus, wie er bei systemischen Entzündungsreaktionen oder Infektionen beobachtet wird. Alkoholkonsum führt zu einer Erhöhung von Thromboxan, einem proinflammatorischen Mediator, der zur Schmerzentstehung beitragen kann. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und spezifische Prostaglandin-Inhibitoren, die während des Alkoholkonsums eingenommen werden, können präventive Wirkungen auf die Intensität der Kopfschmerzen haben, indem sie die Entzündungsreaktion modulieren.

Das sagen die Wissenschaftler. Aber, ehrlich: wer will so etwas? Einfach weniger trinken. Viel Wasser und mehr genießen.

 

Die Hormone, mal wieder

Hormonelle Schwankungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem antidiuretischen Hormon (ADH), sind ebenfalls mit der Entstehung verzögerter alkoholinduzierter Kopfschmerzen verknüpft. Ethanol inhibiert die Wirkung von ADH, was zu einem diuretischen Effekt führt und die Dehydratation und damit verbundene Symptome verstärkt. Eine adäquate Hydratation kann die Symptome lindern, allerdings nicht vollständig eliminieren.

 

Wein und der Zucker im Körper

Ethanol beeinflusst zudem die Glukosehomöostase - die selbsttätige Regulierung von Glukose und zum Teil auch anderer Zuckerarten im Körper. Sinkt der Zuckerspiegel, bekommt man Hunger. Daher die berühmte Lust auf etwas Käse zum Wein, den Erdnüssen zum Bier etc. Damit sinkt die Chance auf ein Date, die Lust auf Sport und all das Schöne. Nur wegen der Glukosehomöostase. Schon das Wort ist einfach Moppelkotze. Wer bis hier gekommen ist und das Wort unpassend findet: a) Danke und b) stimmt. Aber beim nächsten Griff ins Schälchen oder dem Gang zum Kühlschrank: an die Glukosehomöostase denken, den Kühlschrank schließen oder die Nüsschen im Schälchen lassen. Und viel Wasser trinken.


Ethanol interferiert mit insulinvermittelten Mechanismen, was zu einer metabolischen Azidose führen kann. Eine Azidose (auch Acidose, von lateinisch acidum «Säure») ist eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes, die ein Absinken des pH-Werts im Blut (oder anderen Körperflüssigkeiten) bewirkt. Dieser Zustand beeinträchtigt die zelluläre Energieproduktion und kann zur Symptomatik beitragen.


Weiterhin führt Alkoholkonsum, wozu leider auch Wein gehört, zu kardiovaskulären Veränderungen, einschließlich eines Anstiegs der Herzfrequenz und des Blutdrucks, was die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems erhöht und potenziell zur Symptomatik des Katers beiträgt. Ist der Kater noch ein eher harmloses Ereignis, sind die Wirkung von Wein auf das Herz keine zu vernachlässigende Wirkung. Mäßigung und bewusster Umgang mit der Abwägung von Genuss und Wirkung ist hier wie immer im Leben angeraten.

 

Neurophysiologische Veränderungen

Neurophysiologische Veränderungen, wie die Reduktion der elektrischen Aktivität im Elektroenzephalogramm (EEG), können noch Stunden nach der Normalisierung der Blutalkoholspiegel persistieren und auf eine umfassende kortikale Hemmung hinweisen, die sensorische, kognitive und motorische Defizite nach sich zieht.

 

Genetische Prädispositionen

Genetische Prädispositionen spielen ebenfalls eine Rolle, wie Studien zu einem spezifischen «Hangover-Gen» nahelegen, das für die Entwicklung einer Alkoholtoleranz erforderlich sein könnte. Unterschiede in der genetischen Ausstattung könnten die individuelle Empfindlichkeit gegenüber alkoholinduzierten Kopfschmerzen und die Entwicklung einer Toleranz beeinflussen.

 

Diese multidimensionale Betrachtung verdeutlicht, dass verzögerte alkoholinduzierte Kopfschmerzen das Ergebnis einer komplexen Interaktion verschiedener physiologischer Prozesse sind, die durch den Alkoholkonsum ausgelöst werden. Ein vertieftes Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend, um präventive und therapeutische Strategien zu entwickeln und so den Genuss von alkoholischen Getränken wie Wein verantwortungsvoll zu gestalten.