Einfluss der Hefe
Die Vorstufen der Mercaptane sind geruchslose Bestandteile der Beeren, dort im Fleisch und vermehrt in der Schale. Die Vorstufen sind an die Aminosäure Cystein gebunden und werden vermutlich durch die Hefe
bei der Gärung freigesetzt und erst dann für Menschen wahrnehmbar. Künstliche Hefe kann für diesen Prozess die passenden Enzyme bereitstellen, sodass die Freisetzung von Mercaptanen verstärkt oder gehemmt wird und zudem können vordefinierte Düfte im Wein wie im Katalog ausgewählt werden.
Winzer, die spontan
vergären
haben diese Möglichkeiten natürlich nicht und müssen nehmen, was der Weinberg erzeugt hat.
Expressive Grucht im Wein
Diese Winzer werden daher nie die expressive Fruchtigkeit mancher Sauvignon erreichen - wollen dies aber auch nicht. Nie. Wein, der zu extrem auf diese Frucht «getrimmt» wurde, wirkt praktisch immer aus dem Gleichgewicht. Damit meine ich nicht grundsätzlich alle Weine, die mit künstlicher Hefe ausgebaut wurden. Jedoch solche Weine, die durch Auswahl der künstlichen Hefe zu extrem die Freisetzung der Mercaptane fördern und zusätzlich noch gezielt Aromen hervorbringen.
Die Rolle natürlicher Hefen im Weinberg - und allen Pflanzen
Natürliche Hefe hat sich nicht in der Evolution gebildet, um schöne oder geschönte Weine hervorzubringen, sondern die Reben sollen die wertvollen Beeren, die nicht von den Vögeln gefressen wurden, wieder verwenden können. Pflanzen können keinen Zucker als Nährstoff verwenden, daher bilden praktisch alle Früchte Hefen auf der Haut, die diesen Zucker im Herbst abbauen und nach weiteren Schritten den Pflanzen wieder als Nahrung zuführt.
Bereits sehr geringe Mengen an Thiolen werden als stark duftend empfunden. Je nach enzymatischer Tätigkeit und Konzentration riechen Thiole allerdings sehr unangenehm. Genau hier greift die Entwicklung der künstlichen Hefen ein: es werden / es können Hefestämme entwickelt werden, die gezielt die aromatischen Verbindungen beeinflussen.