Riesling ruft nicht selten heftiges Kopfschütteln hervor. Es wird - immer noch - viel Riesling erzeugt, bei dem die Säure unambitioniert hervortritt, die Frucht polternd wirkt und ein Stück Käse nicht nur gut passt, sondern nötig ist, um die Balance am Gaumen wieder zu erlangen. Im Verkauf ab Weingut kann man solche Varianten des Riesling häufig finden: einem Vergleich mit hochwertigen Weinen braucht man sich bei Jahrzehnte währenden Kontakten nicht stellen und die Weinprobe ist gern lustig.
Kommen die Kinder der Ab- Hof Käufer zu Besuch und die Eltern stellen einen «leckeren Wein, probier mal!» auf den Tisch, entsteht dieses prägende Kopfschütteln, das scheinbar vererbbar ist, so hartnäckig hält es sich.
Ein vollkommen anderer Eindruck entsteht bei Riesling, dessen Potential von Winzern zur Meisterschaft gebracht wird. Wie keine andere Rebsorte spiegelt Riesling den Boden und die Lage, auf der die Reben wachsen. Die steilen Schieferhänge an der Mosel werden von den Winzern nicht für Riesling genutzt, weil sie keine flachen Äcker pachten könnten, sondern weil der Wein von solchen Lagen (flach und ohne Schiefer) ebenso flach schmecken würde.
Auf den steilen Schieferhängen wird hingegen Riesling erzeugt, der zu den besten Weißweinen gehört: ausgewogen, markant und große Freude bereitend.