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Viele Falten im Elsass

Das Elsass entstand in einer geologisch sehr aktiven Gegend. Vulkane, Verwerfungen und Schichtungen haben eine sehr vielfältige Landschaft erschaffen, die heute die Basis für die vielfältigen und aromatischen elsässer Weine bildet. Sie passen zur vordergründig etwas rustikalen Küche des Elsass, die jedoch eigentlich ausgesprochen fein ist und die Haute Cuisine stark beeinflußt hat. Ein deutsches Sauerkraut würde man jedenfalls nicht mit Langusten essen. Die Elsässer haben sogar viele Weine dazu. Die vielen Falten machen es möglich.



Im [[reg || Elsass]] liegen die Erdschichten stark verworfen eng nebeneinander
Im Elsass liegen die Erdschichten stark verworfen eng nebeneinander

Der Boden des Elsass ist mit der Bewegung der Bewegung der Urkontinenten in der Erdgeschichte verknüpft. Dabei entstanden diverse Gräben in Europa, der längste ist das System der Gräben von Rhône, Saône und Rhein, der vom Mittelmeer entlang der Flussläufe (die so entstanden sind) bis zur Nordsee verläuft.

In der Höhe des heutigen Elsass kreuzten zwei dieser Bewegungslinien, die Erdoberfläche wurde auseinandergezogen und quer gefaltet, die Erdschichten wie ein Stapel Spielkarten gefaltet und verworfen.

Auslöser war das Auseinanderdriften von europäischer und amerikanischer Platte. Vor diesem Auseinanderdriften hätte die Freiheitsstatue den Menschen in Bordeaux zugewinkt statt aufs Meer. Die Erdoberfläche wurde im Bereich der Rifte auseinandergezogen, der Boden sank stark nach unten - etwa 2500 Meter liegen die ältesten Schichten unter den Flüssen von Rhein und Rhône . Diese Verdünnung bot großen Mengen Magma Raum, das vom Erdinneren diese nachlassende Dichte an der Oberfläche großzügig füllte.

Die Verwerfungen an der Oberfläche entlud sich vor 21Millionen Jahren der Druck dieser gewaltigen Magmablase im Bereich des heutigen Kaiserstuhls. 6Millionen Jahre dauerte das kontinuierliche Befördern von Lava an die Oberfläche.

Durch Erosion wurden die neuen Berge wieder abgetragen und im Umland verteilt, während die Faltungen der oberen Erdschichten weiter für eine inhomogene Zusammensetzung des Bodens sorgte.

So entstand das Elsass und heute sind diese Verwerfungen Grundlage für die vielen völlig verschiedenen Lagen für die Reben der Weine des Elsass.

 
Ein Neubau eines Hotels sorgte für diesen sauberen Schnitt durch den Boden im Elsass
Ein Neubau eines Hotels sorgte für diesen sauberen Schnitt durch den Boden im Elsass

Geologen müssen auch einmal Glück haben. Im Burgund war jemand James E. Wilson zugegen, selbst ein Geologe, als ein Trupp Seismographen hydrologische Untersuchungen machten und an den Wochenenden aus eigenem Interesse die Weinberge des Burgund detailliert «unter den Hammer» nahmen. Das Echo der Schläge wird aufgezeichnet und gibt ein Bild der oberen Bodenschichten. Was völlig ausreichend für das Verständnis des Terroir ist, das Wilson im Burgund untersuchen wollte. Es wurden wohl die detailliertesten Karten, die es von einigem Lagen im Burgund gibt.

Quentin Bosch forschte an der Universität in Strasburg, als er zufällig von der Baustelle für ein Hotel erfuhr. Fein säuberlich war die Erde gerade angetragen worden und die oben beschriebenen Bodenschichten lagen zutage wie selten. https://planet-terre.ens-lyon.fr/ressource/Keuper-Colorado-alsacien.xml

 
Bodenschichten im Elsass bei Voegtlinshoffen
Bodenschichten im Elsass bei Voegtlinshoffen

Durch die Entstehung gibt es im Elsass charaktervolle Weinbergslagen, die jeweils einen bestimmten Weintyp hervorbringen und oft die Wahl der Rebsorte beeinflussen.

Granit - und Gneisböden

Die Weinberge an den Berghängen der Vogesen bestehen aus Erguss- oder Erstarrungsgestein, das rissig wird und bröckelt, um einen grobkörnigen Sand zu bilden und recht durchlässig für Wasser ist. Die Fruchtbarkeit dieser Böden hängt von ihrer Verwitterung ab, die zur Freisetzung von Mineralstoffen beiträgt.

Die auf diesen chemisch sauren Terroirs produzierten Weine sind jung getrunken sehr ausdrucksstark mit einer leichten Struktur.

Vulkanisch-sedimentäre Böden

Vor 300 Millionen Jahren spuckten die Vulkane Lava und Asche, die unter Wasser fest wurden. Das Gestein ist hart, kompakt und verwittert nur schwer.

Diese dunklen, steinigen Terroirs speichern gut Wärme und lassen die Rebsorten über sich hinauswachsen.

Die Weine mit rauchigem Aroma sind voll und gut strukturiert.

Sandsteinböden

Sandstein besteht aus verhärtetem oder zementiertem Quarzsand. Geologisch gleichen sie Granitböden, mit denen sie den gleichen Säuregehalt und die gleiche Sandigkeit teilen. Dennoch haben Sandsteinböden einen ganz anderen Ausdruck: Die Weine, die hier produziert werden, haben ein längeres saures Gerüst und sind weniger aromatisch. Sie brauchen mehr Zeit, bis sich ihre Komplexität entfaltet.

Lehm-Mergel-Böden

Lehm ist der wesentliche Bestandteil dieses weichen, aber kompakten Gesteins, das stets schwere und fette Böden ergibt. Die chemische Fruchtbarkeit ist durch die Speicherung von Mineralstoffen durch den Lehm sehr hoch. Die Weine aus diesen Terroirs haben eine kraftvolle Struktur, brauchen jedoch einige Jahre, um sich zu entfalten. Der hohe Lehmgehalt erklärt, dass Tannine wahrgenommen werden, obgleich es sich um Weißweine handelt!

Mergelsandsteinböden

Sie sind die sandsteinhaltige Variante der Kalkmergelböden. Es handelt sich bei ihnen ebenfalls um Geröll aus dem Tertiär, dessen Kiesel dieses Mal aus Sandstein bestehen. Der Mergel verleiht dem Wein Kraft, während der Sandstein ihn leichter macht. Seine Aromen sind grosszügiger als die Aromen der Weine von reinen Sandsteinböden und komplexer als die Aromen der Weine von Mergelböden.

Mergel-Kalk-Sandstein-Böden

Diese Art Boden aus Lehm, Kalkstein und Sandstein kommt häufig in den Vogesenausläufern vor. Die Vielfalt des Gesteins macht seinen Mineralreichtum aus. Diese tiefen Böden sind fruchtbar und haben ein hohes Wasserspeichervermögen. Während Mergel dem Wein Kraft verleiht, machen Kalkstein und Sandstein ihn leichter. Die Weine nehmen sich Zeit, um diese etwas gegensätzlichen Komponenten zu harmonisieren.

Kalk-Sandstein-Böden

Diese Terroirs kommen im Elsass nur selten vor. Es handelt sich dabei entweder um sandsteinhaltiges Kalkgestein oder um kalksteinhaItigen Sandstein; die Quarzkörner werden in der Regel durch den Kalk zementiert. Dieses Gestein verwittert fast nicht. Die sehr kiesigen Böden haben nur einen geringen Mineralgehalt. Die Weine sind strukturiert mit recht intensiven floralen Aromen.

Alluvialböden

Diese Böden in der Ebene bestehen aus durch Flüsse angeschwemmtes Material wie Kiesel, Kies, Sand und Schlamm. Die Zusammensetzung hängt naturgemäß vom Lauf der Flüsse ab, woher sie das Material abtragen. So stammen die Kiesbänke des Médoc im Bordelais aus den Pyrenäen und dem Zentralmassiv. Es sammelt sich oft terrassenförmig an und gleichen den Materien der Schwemmkegel am Unterlauf der Flüsse.

Löss- und Lehmböden

Löss ist eine vom Wind getragene Ablagerung aus der Eiszeit des Quartärs. Es handelt sich um einen blassgelben Schlamm, der durch Auswaschung zu einem bräunlichen, stärker tonhaltigen Lehm wird. Die Dicken können stark variieren, von einfachen Schichten in anderen Terroirs bis hin zu mehrere Meter dicken Schichten. Die auf diesen drei Bodenarten produzierten Weine bringen eine intensive Mineralität zum Ausdruck. Sie werden von Frische geprägt und sollten jung getrunken werden.

Kalksteinböden

Das Kalkgestein im Elsass ist marinen Ursprungs und stammt aus dem Sekundär. Die verbreitesten Kalkgesteinsarten sind die aus dem Muschelkalk und dem Dogger. Dieses Gestein verwittert leicht und wird zu sehr kiesigen Böden. Die Weine von diesen chemisch basischen Terroirs sind stets von einer schönen sauren, breiten und massiven Struktur geprägt. Als junge Weine sind sie sehr geschlossen und entwickeln mit der Zeit eine Zitrusnote.

Kalkmergelböden

Sie bestehen aus dicken Lehmablagerungen (Mergel) und Kalksteinkieseln, die ein Konglomerat genanntes Gestein bilden, dessen Entwicklung nur sehr langsam abläuft. Der Mergel vermittelt dem Wein Kraft, die durch seine Säure betont wird.

Jung sind die Weine großzügig und lang am Gaumen schmeckbar. Mit einigen Jahren der Reife werden sie klarer, weniger fruchtbetont. Mit steigendem Kalksteinanteil in den Böden entwickelt der Wein mehr Finesse.