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Rhyolith



Blick auf die Nahe bei Bad Kreuznach vom Rotenfels, einem  Massiv aus Rhyolith.
Blick auf die Nahe bei Bad Kreuznach vom Rotenfels, einem Massiv aus Rhyolith.

Rhyolith ist ein vulkanisches «felsisches Gestein», das in seiner Zusammensetzung dem Granit entspricht. Felsische Gesteine besitzen einen hohen Anteil an leichteren, alkali- und aluminiumreichen Mineralien wie Quarz , Feldspat und Muskovit. Rhyolith ist das vulkanische Pendant zu Granit, das ein intrusives Gestein ist: Granit ist im Vulkan verblieben und nicht an die Oberfläche gelangt.

Es ist mit einem Anteil von 65–75 Gewichtsprozenten das SiO2-reichste unter den Vulkangesteinen. Die veraltete Bezeichnung für Rhyolithe, die vor dem Mesozoikum gebildet wurden, ist Porphyr oder auch Quarzporphyr. Rhyolith ist eine Wortschöpfung aus den griechischen Wörtern rheĩn «fließen» und líthos «Stein».


 

Rhyolith ist typischerweise hell bis mittelgrau, kann aber auch eine Vielzahl von anderen Farben aufweisen, abhängig von den Mineralien und Spurenelementen, die es enthält. Rhyolith ist wegen seines hohen Silikagehalts hart und beständig, was bedeutet, dass es oft steile Gelände und scharfe Grate bildet.

 


Entstehung von Rhyolith

Rhyolithe entstehen aus Magma (noch im Vulkan) oder Lava (aus dem Vulkan bereits an die Oberfläche ausgetreten), die einen hohen Gehalt an Siliciumdioxid (SiO2) aufweisen.

Diese Anreicherungen, magmatische Differentiation genannt, können aus verschiedenen Teilmagmen innerhalb des Hauptmagma durch Veränderung der chemischen Zusammensetzung entstehen. Aus flüssigem Magma muss nicht ein bestimmtes magmatisches Gestein mit derselben Zusammensetzung auskristallisieren, sondern es können sich bei Abkühlung der Magma eine ganze Reihe von unterschiedlichen Gesteinen mit verschiedenen Zusammensetzungen bilden. Diese Anreicherung tritt hauptsächlich auf, wenn Magma durch eine dicke Erdkruste aufsteigt, meist also unter Vulkanen auf Kontinenten oder großen Inseln wie Island.

Rhyolithe gibt es nur unter einer mächtigen Erdkruste

Ein porphyrisches Gefüge entsteht, wenn das bereits differenzierte Magma in der Magmakammer unter einem Vulkan oder in einem Vulkangebiet langsam abkühlt. Dadurch bilden sich über einen längeren Zeitraum große Kristalle aus wenigen Kristallisationskeimen. Sollte das Magma während eines Vulkanausbruchs schnell aufsteigen, kühlt es im Vulkanschlot oder sogar nach dem Austritt als Lava rasch ab und erstarrt vollständig. Während dieser schnellen Abkühlungsphase entstehen nur mikroskopisch kleine Kristalle, die die Grundmasse, oder Matrix, des Gesteins bilden. Die zuvor gebildeten großen Kristalle, die als Einsprenglinge bezeichnet werden, sind mit bloßem Auge deutlich von dieser Grundmasse zu unterscheiden.

Wenn das differenzierte Magma nur sehr kurz in der Magmakammer verweilt und dabei keine Einsprenglinge heranwachsen können, entsteht ein Rhyolith mit aphyrischem oder felsitischem Gefüge. Bei extrem schneller Abkühlung, also einer «Abschreckung» einer rhyolithischen Lava, entsteht statt Rhyolith Obsidian.

 

In Deutschland liegen zum Beispiel Weinberge im Rheingau, an der Mosel und in Rheinhessen auf Rhyolith - haltigen Böden .

In Südtirol  gibt es große Steinbrüche für Rhyolith - entsprechend liegen auch viele Weinberge auf Anteilen von Rhyolith.

Nur verwitterter Rhyolith eignet sich für Weinbau

Auf einem schnell abgekühlten Magma Block kann keine Rebe wurzeln. Um den Reben einen Lebensraum zu bieten, also Weinbau betreiben zu können, muss der Rhyolith zuvor verwittert, zersplittert und mit humushaltigen Boden vermischt sein. Häufig entstand Rhyolith im Erdinneren eines Vulkans und wurde in einer langen Phase der Erosion freigelegt. Solche Böden können grobkörnig, steinig sein und für Wasser weitgehend durchlässig. Reben finden auf solchem Boden wenig Wasser und Nährstoffe - die Weine werden eher filigran und mineralisch . Liegen in tieferen Schichten für die Wurzeln der Reben zugängliche Wasser führende oder nährstoffreiche Schichten, können die Ergebnisse eines Weinjahres solcher Böden sehr interessant sein.

Auswirkung von Rhyolith im Weinbau nicht isoliert zu bewerten

Die Auswirkungen von Rhyolith auf Wein und Weinbau können vielfältig sein. Es ist nicht sinnvoll, konkrete Effekte dem Vorhandensein von Rhyolith zuschreiben zu wollen: viele andere Faktoren des Terroir , wie das Mikroklima, die Rebsorte und die Weinbaupraktiken, beeinflussen den Geschmack ebenfalls.

Dennoch kann man allgemein feststellen, dass Böden, die reich an Rhyolith sind, oft eine gute Drainage aufweisen, was den Rebstöcken hilft, einen ausgewogenen Wasserhaushalt zu erreichen. Weiterhin können die mineralischen Bestandteile des Rhyolith zur Komplexität der Aromen und des Geschmacks eines Weins beitragen.